Tierwohl durch Technik? "EuroTier"-Messe will technische Lösungen statt Veränderung

Heute endet die weltweit größte Messe für landwirtschaftliche Nutztierhaltung „EuroTier“, auf der sich BesucherInnen vier Tage lang in Hannover über technische Neuerungen in der Tierhaltung informieren konnten. Der Schwerpunkt der alle zwei Jahre stattfindenden Ausstellung war das Thema „Tierwohl und Tiergesundheit“. Begleitet wurde die Veranstaltung von Protesten von TierschützerInnen und Umweltorganisationen, die die Auswirkungen von Massentierhaltung für Tiere, Umwelt und Klima kritisierten.

 

Vier Tage lang präsentierten über 2600 Aussteller aus 57 Ländern ihre Innovationen auf den Gebieten der Rinder-, Schweine- und Geflügelhaltung. Als Weltneuheit wurde zum Beispiel die „Schweinewaage der Zukunft“ vorgestellt: eine stressfreie Alternative zur Käfigwaage. Das Gewicht wird dabei aus der 3D-Aufnahme eines Tabletts berechnet, wodurch Schweine psychisch entlastet werden sollen. Die meisten der Aussteller sind auf konventionelle Haltung ausgerichtet, aber auch die Biobranche ist dort vertreten. Bioland etwa informiert an seinem Stand über die Vorteile der Umstellung auf Biolandbau, insbesondere bei Milchvieh- und Geflügelbetrieben.

 

Problematisch ist die Vision der Tierhaltung, für die das Gros der Aussteller steht. Statt Tierzahlen zu reduzieren und konsequent an die Fläche zu binden, wird nahegelegt, mit technischen Lösungen könne Massentierhaltung in seiner aktuellen Form weiterbestehen. Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert in diesem Zusammenhang beispielsweise, die Milchtierhaltung sei schon jetzt viel zu leistungsorientiert, weswegen die Lebenserwartung von Kühen in den letzten Jahren rapide zurückgegangen sei. Beim automatisierten Melken etwa würden Krankheiten viel später erkannt, als wenn per Hand gemolken wird.

 

Vor Beginn der Messe zogen am vergangenen Samstagzogen mehrere hundert Demonstranten durch die Innenstadt von Hannover, um gegen die „EuroTier“ zu protestieren. Man wolle darauf aufmerksam machen, dass die Tierindustrie Umwelt und Tieren schade, so ein Sprecher des „Animal Climate Action“-Netzwerks. Die Tierproduktion sei „ein wichtiger Treiber für Land- und Wasserverbrauch, für die Abholzung von Urwäldern und nicht zuletzt für das rasante Artensterben“, so lautet die Kritik. Die Umweltschutzorganisation Robin Wood schlug in die gleiche Kerbe. Zur Eröffnung der Messe entrollten AktivistInnen vor dem Haupteingang in neun Metern Höhe ein großes Banner mit der Aufschrift „Wald nicht verwursten – Tierfabriken schließen“. Die Organisation fordert eine drastische Reduktion der Tierproduktion zum Schutz der Regenwälder.


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