Wir haben es satt!-Bündnis protestiert vor Bundestag gegen Megaställe

Mit Tiermasken verkleidete Demonstrant:innen forderten vergangene Woche vor dem Bundestag: Bauernhöfe statt Tierfabriken! Vor der Bundestagswahl traten die Vertreter:innen des Wir haben es satt!-Bündnisses so im Berliner Regierungsviertel für eine zukunftsfähige Agrarpolitik ein. Konkret heißt das: Die nächste Bundesregierung muss die Abstockung der Tierzahlen bei gleichzeitigem Erhalt der Höfe voranbringen.

Die industrielle Tierhaltung ist brandgefähtlich. Das zeigt auch der Brand in Alt Tellin, wo Ende März knapp 60.000 Schweine starben. Diese Katastrophe ist nur die Spitze des Eisbergs des brandgefährlichen Billigfleisch-Systems. In der aktuellen Legislaturperiode gab es bundesweit bei 27 Bränden in Großstallanlagen über 240.000 tote Tieren. Doch der politische Wille zum Gegensteuern fehlt. Trotz der gravierenden Brand- und Tierschutz-Bedenken sind derzeit 2,5 Millionen zusätzliche Tierplätze in Megaställen geplant.

Diese Entwicklung steht nicht nur im krassen Widerspruch zum Tierschutz. Auch der vom Verfassungsgericht geforderte Klimaschutz und eine klimagerechte Ernährung lassen sich so nicht erreichen. Wissenschaftler:innen empfehlen eine Fleischreduktion von rund 70 Prozent, damit unsere Überlebensgrundlage auf dem Planeten gesichert wird.

Reinhild Benning von der Deutschen Umwelthilfe forderte einen sofortigen Genehmigungsstopp für Tierfabriken: „Die nächste Bundesregierung muss noch in den ersten 100 Tagen gesetzliche Regeln für Tierschutz und Luftreinhaltung definieren, damit Bäuerinnen und Bauern in den Umbau und die Abstockung der Tierzahlen investieren können.“ Die Agrarexpertin verlangte eine staatliche Abgabe auf Fleisch aus Massentierhaltung. Diese könne auch umbauwillige Betriebe unterstützen.

„Die industrielle Tierhaltung ist fatal für die Tiere, das Klima und uns Menschen,“ erklärte Saskia Richartz vom Wir haben es satt!-Bündnis. „Die Erdüberhitzung können wir nur mindern, wenn wir weniger Tiere besser halten und den Fleischkonsum massiv reduzieren." Die Bündnissprecherin forderte auf der Bundestagswiese eine mutige Politik, die pflanzliche und fleischlose Alternativen auf die Teller bringt und den Umbau der Tierhaltung anpackt.

Leo Kraus vom Arbeitskreis Alt Tellin sagte: „Alt Tellin war eine Katastrophe mit Ansage.“ Knapp 60.000 Schweine sind dort verbrannt, weil der mecklenburgische Agrarminister Backhaus (SPD) die Tierfabrik allen Warnungen zum Trotz durchgewunken hat. Kraus, der aus Mecklenburg-Vorpommern angereist war, erklärte zu den Überlegungen der Betreiberfirma, den Megastall an Ort und Stelle wieder aufzubauen: „Der Wiederaufbau muss unbedingt verhindert werden.“ Alt Tellin müsse stattdessen zum Mahnmal gegen Massentierhaltung werden.

Auch Heinz-Günther Klass aus Wiesenhagen in Brandenburg war zum Protest nach Berlin gekommen. Der Landwirt machte deutlich: „Wir Bauern haben Tierfabriken satt!“ Für ihn gehören Tiere auf die Weide und an die frische Luft, nicht in Megaställe. Klass sagte in Richtung der nächsten Regierung: „Wir brauchen jetzt einen klaren Fahrplan und finanzielle Unterstützung beim Umbau der Tierhaltung.“ Die Agrar- und Ernährungspolitik im Interesse der Konzerne müsse beendet werden und das Höfesterben gestoppt werden. Denn: jeder Hof zählt!


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