Bauern wünschen sich Kennzeichnung von Milch- und Fleischprodukten

Die Mehrheit der deutschen Landwirte spricht sich für eine qualitative Kennzeichnung von Fleisch- und Milchprodukten aus. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Forsa-Umfrage, die das Demo-Bündnis von „Wir haben es satt!“ in Auftrag gegeben hatte. 85 Prozent befürworten eine Herkunftskennzeichnung, 71 Prozent stimmen für eine Kennzeichnung der Tierhaltungsform und 75 Prozent wollen, dass erkennbar ist, wenn Gentechnik- Futtermittel im Trog war.

 

Die regionalen Bauern wirklich unterstützen könnten Verbraucher nur, wenn sie die Möglichkeit haben, das Produkt im Regal wirklich zu erkennen. Mit Namen und Labels wie „Wiesenglück“ oder „Bauerngut“ würden Produktionsbedingungen suggeriert, die de facto nicht dahinter stecken und böten dem Verbraucher keine Orientierung. Am Beispiel von Eiern sei sehr gut erkennbar, dass sich bessere Haltungsformen gekoppelt an transparente Kennzeichnung durchsetzen.

 

Von Agrarminister Schmidt fordert das Bündnis deshalb, sich nicht länger hinter der freiwilligen Tierwohldiskussion wegzuducken. Die Bedürfnisse der Verbraucher und der Bauern nach Kennzeichnung müssten gleichermaßen erfüllt werden. Erst letzte Woche erschien der vom Landwirtschaftsministerium veröffentlichte Ernährungsreport 2016, in dem sich Verbraucher sehr deutlich für bessere Informationen im Bereich Ernährung aussprechen und zudem bereit sind, mehr auszugeben, wenn das Fleisch aus artgerechter Tierhaltung stammt und Bauern dafür fair entlohnt werden.

 

„Wenn Bauern für einen Liter Milch 20 Cent weniger erhalten als das, was sie an Kosten hatten, können sie ihre Betriebe auf Dauer nicht halten, so Johanna Böse-Hartje Milchbäuerin aus Niedersachsen. Die Landwirtschaft sei aber mittlerweile in der Gesellschaft angekommen: „Immer mehr Landwirte sehen das Potenzial von regionalen Lebensmitteln und Produkten aus tier- und umweltgerechter Haltung ohne Gentechnik-Einsatz und wollen es besser nutzen, denn die Verbraucher fragen danach.“ Angesichts der Preiskrise kann die Kennzeichnungspflicht also eine Möglichkeit sein, einen Weg aus der Misere zu bieten. Vor allem die Milchbauern seien noch bäuerlich organisiert und sollten die Chance nicht verspielen, das auch zu bleiben und die Exportorientierung der deutschen Bundesregierung nicht mitgehen.

 

Die Auswirkungen europäischer Landwirtschaft beschrieb Kannaiyan Subramaniam, Milchbauer aus Indien und Landwirte-Vertreter. 2009 und 2011 drangen große Mengen von Milchpulver auf die indischen Märkte und brachte den dortigen Bauern die gleichen Probleme wie den hiesigen. Die Preise fielen und 70 Millionen Familien sahen sich extremen Existenznöten gegenüber. Auch deswegen müsse verantwortungsvolle und regionale Agrarpolitik betrieben werden, die bäuerliche Strukturen unterstützt und nicht ins Abseits und somit Aus drängt. Als Zeichen, dass die Regierung ihren agrarpolitischen Kurs wechseln muss, wurde ein Haufen Mist vor dem Reichstag unter dem Motto „Agrarindustrie ist Mist“ gekippt.

 

Gemeinsam werden am 16. Januar 2016 tausende Bäuerinnen und Bauern zusammen

mit vielen anderen engagierten Menschen für eine ökologischere und bäuerliche Landwirtschaft hier und weltweit auf die Straße gehen. Und es werden wieder viele Dutzend Traktoren sein, die unseren Demozug begleiten und noch kraftvoller machen.

 


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