Erster „Runder Tisch Milch“ in Wiesbaden

Gestern fand in Wiesbaden der erste „Runde Tisch Milch“ statt, der von Bund, Ländern und Verbänden zur Agrarministerkonferenz im Oktober beschlossen wurde. Damit kamen zum ersten Mal sämtliche Beteiligte der Wertschöpfungskette Milch zusammen, um über strittige Themen wie Milchmengenregulierung und Lieferkonditionen zwischen Betrieben und Molkereien auszutauschen.

 

Priska Hinz, hessische Agrarministerin und Vorsitze der Runde, erklärte gegenüber der Presse, dass nicht davon auszugehen gewesen sei, dass sofort Lösungen in allen Fragen gefunden werden können. Jedoch sei man sich darüber einig, dass eine Suche nach diesen notwendig sei.

 

Romuald Schaber und Kirsten Wosnitza, die für den Bund deutscher Milchviehhalter (BDM) am Runden Tisch teilnahmen, zeigten sich offen für alle Lösungen, die eine schnelle Marktentlastung und eine Verbesserung der Wettbewerbsposition der Milchviehhalter ermöglichen.

„Angesichts der Vielzahl der Teilnehmer an diesem Runden Tisch war es unser erklärtes Ziel, dass innerhalb einer für alle offenen Arbeitsgruppe an konkreten Ansätzen, wie das Milchangebot in der Krise an die gesunkene Nachfrage angepasst werden kann, kontinuierlich weitergearbeitet wird. Darauf hat man sich gestern beim Runden Tisch schließlich auch geeinigt“, so Schaber.

 

„Ein Aufschwung am Milchmarkt ist nicht in Sicht. Deshalb muss es jetzt darum gehen, zehntausende Milchbauern zu schützen, die wegen der beispiellos geringen Milchpreise kurz vor dem wirtschaftlichen Kollaps stehen“, machte Löwenstein, , Vorsitzender des Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), klar. „Dafür müssen neue Wege der Mengenbegrenzung gefunden werden. Die aktuellen Instrumente von Politik und Markt haben versagt.“ Nach dieser unmittelbaren Hilfe müsse sich allerdings grundsätzlich etwas ändern und eine dauerhafte Lösung gefunden werden, die das gesamte Erzeugungssystem auf den Prüfstand stellt. „Wir brauchen einen Umbau des aktuellen Systems der Milcherzeugung. Wir können nicht auf Exporterfolge für europäische Milch spekulieren, wenn dabei Bauernhöfe zugrunde gehen und hunderttausende Milchkühe nicht artgerecht gehalten und gefüttert werden“, fordert der BÖLW-Vorsitzende.

 

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) begrüßt die Bildung einer Arbeitsgruppe, von Ministerien und Verbänden, die konkrete Vorschläge prüfen und weiterentwickeln soll, die praktikabel, umsetzbar und wirksam sind. „Vorschläge dazu liegen bereits auf dem Tisch, wie das Marktverantwortungsprogramm des European Milkboard EMB. Diese werden wir in der Arbeitsgruppe einbringen und zur Diskussion stellen. Wichtig ist, dass wir zu konkreten Maßnahmen kommen, die den Milchbauern helfen, möglichst schnell aus der existenzbedrohlichen Krise herauszukommen und auch langfristig wirtschaftliche Perspektiven zu erhalten. Die Zeit drängt.“, Ottmar Ilchmann, stellvertretender AbL-Vorsitzender und Milchviehhalter.

 

Die vereinbarte Arbeitsgruppe soll Ergebnisse für die nächsten Sitzungen von Bund und Ländern am 3./4. Dezember sowie am 8. Dezember vorlegen.


zurück zur Übersicht