Gründung des ersten deutschen Ernährungsrates in Köln

In Köln hat sich am 7. März der erste deutsche Ernährungsrat gegründet. Das 30-köpfige Gremium, besteht zu einem Drittel aus Vertretern der Landwirtschaft, Gastronomen und Lebensmittelherstellern, zu einem Drittel aus Vertretern der zivilen Bevölkerung, wie engagierten BürgerInnen und Initiativen, sowie zu einem Drittel aus Vertretern aus Politik und Verwaltung. Ziel ist es, eine Ernährungsstrategie für die Region zu erarbeiten, die eine regionale und nachhaltige Lebensmittelversorgung gewährleistet.

 

Der Ernährungsrat will insbesondere die Verbindung zwischen den Bauern und Städtern stärken. „Über unser Essen wird in Konzern-Zentralen und europäischen Behörden entschieden, immer weiter weg von uns“, erklärt der Kölner Dokumentarfilmer Valentin Thurn. „Wir wollen das wieder in unsere Hände nehmen und auf lokaler Ebene nachhaltige Strukturen in der Landwirtschaft unterstützen.“ Deshalb zählen zum Rat auch aktive Landwirte, wie Biokreis Bauer Peter Schmidt, der sich für „intensivere Kontakte zwischen Kundschaft und Landwirten und besseres gegenseitiges Verständnis“ engagieren will. Zentral für den Rat ist zudem das Thema der Ernährungsbildung – und das ab Kindesalter. Peter Zens, Landwirt und Ernährungsratmitglied, dazu: „Ich möchte mit meinem Engagement dafür sorgen, dass sich etwas in den Kindergärten und Schulen tut. Unsere Kinder sollen durch aktives Mittun wieder einen Bezug zu Lebensmitteln und zum Thema Ernährung bekommen.“

 

Die Idee der Ernährungsräte stammt aus dem amerikanischen Raum. Der erste Rat soll dort bereit 1982 entstanden sein. Mittlerweile werden sie als wichtiges Instrument zur Gestaltung von Ernährungssystemen auf lokaler Ebene und zur Gestaltung von Stadtpolitik gesehen. Ein Ernährungsrat hat den Vorteil, dass durch die Vernetzung verschiedener Akteure eines Ernährungssystems, wie Erzeuger, Verarbeiter, Verbraucher und Politik, die unterschiedlichen Thematiken systematisch miteinander verknüpft werden, um Ernährungssysteme nachhaltig gerechter, ökologisch und effektiv zu gestalten. Durch den kooperativen Ansatz können sowohl Ernährungspolitik als auch Regional- und Stadtentwicklung wieder lokaler gestaltet werden.

 

Am 22. April soll nun auch Berlin seinen Ernährungsrat bekommen. Aus dem Politischen Suppentopf in Berlin, von Meine Landwirtschaft und INKOTA initiiert, hat sich durch die Vernetzung der Akteure die AG Stadt und Ernährung gegründet. Aus dieser AG heraus wurden Visionen für ein zukunftsfähiges Ernährungssystem erarbeitet, die Punkte wie Ernährungssouveränität, regionale Landwirtschaft und Verarbeitung, Umweltschutz, den Erhalt der Vielfalt der Ernährungsstrukturen, faire Marktstrukturen, alternative Regional- und Stadtplanung, Demokratie und Gerechtigkeit umfassen.

 


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