Helmholtz Zentrum für Umweltforschung: Deutschland braucht eine Abgabe auf Pflanzenschutzmittel

Laut einer aktuellen Studie des Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ) könnte eine Abgabe auf Pestizide einen wirtschaftlichen Impuls geben, den Einsatz von Pflanzenschutzmittel zu begrenzen. Damit würden Händler und Hersteller an den ökologischen und gesundheitlichen Folgekosten der Pestizide beteiligt werden und die so generierten Einkommen, circa 1 Milliarde Euro pro Jahr, könnten Schutzmaßnahmen sowie die Forschung an alternativen Pflanzenschutzkonzepten finanzieren, teilte das Institut in einer Presseerklärung mit. Allein im Jahr 2014 wurden in Deutschland 100 000 Tonnen Pflanzenschutzmittel mit knapp 35.000 Tonnen Wirkstoffen verkauft.

 

Der Vorschlag des UFZ wurde von Umwelt- und Bioverbänden positiv aufgenommen. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) kommentierte: „Preise für Lebensmittel müssen die Wahrheit sprechen und alle Kosten widerspiegeln, die bei der Produktion anfallen. Nur dann erfüllen Preise ihre wirtschaftliche Steuerungsfunktion. Eine Pestizidabgabe wäre ein wichtiger erster Schritt für mehr Fairness im Wettbewerb.“

 

Die geforderte Abgabe könnte helfen, europäisches Recht umzusetzen. Dies verlangt, den Einsatz von Pestiziden zu verringern und deren Nutzer an den gesellschaftlichen Folgekosten wie Wasser- und Bodenverschmutzung zu beteiligen. Außerdem verlangen seit 2014 die Grundsätze des integrierten Pflanzenschutzes Pestizide nur einzusetzen, wenn es keine Alternativen gibt. Auch der in Deutschland verabschiedete Nationalen Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sieht einen Rückgang des Pestizideinsatzes um 30 % bis 2023 vor. „Ohne zusätzliche ökonomische Anreize werden die europäischen und nationalen Ziele der Pflanzenschutzpolitik nicht zu erreichen sein“, kommentierte Dr. Stefan Möckel, Jurist am UFZ und Leiter der Studie.

 

Konkret empfehlen die Forscher einen Grundabgabesatz von 20 Euro pro Hektar. Dieser Betrag sollte bei inländischen Herstellern und Importeuren sowie den Groß- und Einzelhandlern erhoben werden, damit diese dann die Abgabe auf den Verkaufspreis aufschlagen könnten. Hinzu kämen außerdem Risikozuschläge. Die Abgabe würde so den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, welche nur einen geringen Prozentsatz der landwirtschaftlichen Produktionskosten ausmachen, um circa 40 % verteuern.

 

Der BÖLW sieht in einer so gestalteten Abgabe außerdem Vorteile für den Ökolandbau. Felix Prinz zu Löwenstein: „So lange die Verschmutzung von Wasser und die Schädigung der Artenvielfalt durch den massiven Pestizideinsatz für die Verursacher kostenfrei bleiben, wird eine umweltfreundliche Bewirtschaftung wie der Ökolandbau verhindert.“

 


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