Höfe schließen, Gummistiefel bleiben leer

Immer mehr Gummistiefel bleiben leer und ungenutzt, da immer mehr Höfe ihre Tore schließen müssen – so die Aussage der symbolischen Aktion vor dem Schweriner Agrarministerium am letzten Freitag. Im Vorfeld zur Agrarministerkonferenz (AMK) in Göhren-Lebbin, in Mecklenburg-Vorpommern, brachten Landwirte und Aktivisten ihren Protest gegen die derzeitige Agrar- und Handelspolitik zum Ausdruck. Sie fordern, dass der dramatischen Situation auf den Höfen endlich wirksam entgegen gesteuert werden muss.

 

3.200 Milchviehbetriebe haben im letzten Jahr aufgeben müssen, die bestürzende Zahl legen die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Aktion Agrar und Attac vor. Dies kommt nicht von ungefähr: Die Preise, die mittlerweile für den Liter Milch von den Molkereien ausgezahlt werden, decken die Kosten längst nicht mehr, sie sind im Vergleich zu 2014 um 40 Prozent gesunken. Der Markt wird überschwemmt, mit immer mehr Milch, weil der Einkommensrückgang über mehr Menge ausgeglichen versucht wird.

 

„Wir müssen runter von den Überschüssen, und zwar mit Vernunft und koordiniert. Wir Bauern sind bereit dazu.“, fordert Martin Schulz, selbst Landwirt und AbL-Bundesvorsitzender. Deswegen sollten Molkereien auch Betriebe mit Boni belohnen, die ihre Produktionsmenge freiwillig zurückfahren. Bund und Länder müssten sie dabei in ihren Möglichkeiten unterstützen. „Wer in Politik und Wirtschaft dagegen weiter nur abwartet, der drängt bewusst Tausende gesunde Betriebe zum Aufgeben. Das ist eine brutale Wertevernichtung.“, so Schulz weiter.

 

Auch die Handelsketten seien gefordert, die Molkereien zum aktiven Überschussabbau zu bewegen. „Anstatt einen Preiskampf bei Lebensmitteln auszurufen, sollte der Handel von denjenigen Molkereien und Schlachthöfen beziehen, die auf besondere Qualitäten und Mengenvernunft setzen. Einfach fünf Cent mehr je Kilo sind uns zu wenig, es geht um Verantwortung für die bäuerliche Landwirtschaft“, so Ottmar Ilchmann, Milchbauer und stellvertretender AbL-Vorsitzender.

Die AMK findet zweimal jährlich unter wechselndem Vorsitz statt. In diesem Jahr trägt ihn Minister Backhaus aus Mecklenburg-Vorpommern. Neben der Frage nach der Bewältigung der Milchkrise und der andauernden Preiskrise auf dem Fleischmarkt stehen u.a. Opt-Out-Regelung, Glyphosat und Ökokontrollverfahren auf der Tagesordnung.

 


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