Immer weniger Betriebe produzieren immer mehr Fleisch

Bis zu 80 Prozent der Betriebe mit Tierhaltung haben in den letzten 15 Jahren aufgegeben, so Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, zur Vorstellung des „Fleischatlas Deutschland Regional 2016“. Die in der Publikation versammelten Daten, Fakten und Grafiken belegen, dass die Produktion von immer mehr Fleisch von immer weniger Betrieben realisiert wird.

 

Der landwirtschaftliche Strukturwandel geht demnach ungebremst weiter: die absolute Zahl der Schweine- und Hühnerhaltungen ist rückläufig, die Produktion nimmer allerdings zu und konzentriert sich dadurch auf immer weniger dafür jedoch größere Betriebe. Laut Fleischatlas haben in Bayern 30.000 und in Niedersachen 13.000 Höfe ihre Schweinehaltung aufgegeben – die Last des derzeitigen landwirtschaftlichen Wandels tragen also kleinbäuerliche und mittelständische Betriebe.

 

„Der Trend zu Megamastanlagen geht weiter“, sagt Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). Die Fleischproduktion wächst in jenen Bundesländern am stärksten, die ohnehin schon überdurchschnittlich viele Tiere mästen. Ammoniak-Emissionen und Nitratwerte im Grundwasser nehmen dort in Folge inakzeptabel hohe Werte an. Eindrückliches Beispiel sei der Landkreis Vechta: hier ist die „Schweinedichte“ im deutschen Vergleich extrem hoch und dennoch wurden zwischen 2013 und 2014 weitere 87.000 neue Schweinemastplätze genehmigt. 800 Schweinemäster produzieren in diesem einen Landkreis mehr als Schleswig-Holstein oder Hessen. Auch bei den Schlachtbetrieben zeigt sich eine ähnliche Struktur: die zehn größten Konzerne schlachten mehr als 70 Prozent der Tiere. Die riesigen Anlagen liegen dicht an dicht, fast alle in Niedersachen oder Nordrhein-Westfalen.

 

Agrarsubventionen sollten weniger nach Fläche und Größe vergeben werden, sondern stärker an Kriterien die die Leistungen der Betriebe für das öffentliche Wohl prüfen. Eine landwirtschaftliche Produktion die auf „Masse statt Klasse“ setze, ginge mit Dumpingpreisen, Massenproduktion und Exportorientierung einher. Dem müsse von politischer Seite entgegengesteuert werden. In Zeiten, wo 80 Prozent der Deutschen bereit seien, höhere Preise für Qualität und Regionalität auszugeben, müssten bäuerlicher Betriebe, die dementsprechend produzieren das auch finanziell zu spüren bekommen.

 


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