Initiative Tierwohl verzichtet weiterhin auf Kennzeichnung von Produkten

Ab April kann der Lebensmitteleinzelhandel verstärkt auf die Teilnahme an der Initiative Tierwohl aufmerksam machen. Bisher war die Kommunikation auf Flyer und Plakate in den Märkten beschränkt. Die Produkte von Landwirten, die am Programm teilnehmen und laut Initiative mehr Tierwohl umsetzen, sollen jedoch weiterhin nicht gesondert gekennzeichnet werden. Verbraucherschützer kritisieren, dass so keine bewusste Kaufentscheidung zur Förderung der artgerechten Tierhaltung getroffen werden kann.

 

Künftig kann im direkten Produktumfeld, auf Verpackungen oder an der Theke auf die Inhalte der Initiative verwiesen werden, „was aber nicht bedeutet, dass das Produkt dann auch von einem der teilnehmenden Betriebe stammt“, so Alexander Hinrichs, Geschäftsführer der Initiative Tierwohl. Da es Siegel in großer Zahl gebe, wird weiterhin auf eine Kennzeichnung verzichtet. Das Wohl der Tiere solle unabhängig von der Kaufentscheidung des Verbrauchers verbessert werden. 4 Cent pro verkauftem Kilogramm Fleisch fließen in einen Fond, aus dem z.B. Stallumbauten finanziert werden. Haben Bauern sich für die Teilnahme beworben, müssen sie die Haltungsbedingungen nach Vorgabe der Initiative umsetzen.

 

Der niedersächsische Agrarminister Christian Meyer gibt gegenüber der „taz“ zu bedenken, dass ohne Kennzeichnung keine Wahlfreiheit und Honorierung des Tierschutzes durch den Verbraucher möglich ist. Nach Spiegel online kritisiert die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch die Intransparenz und merkt an, dass auf Basis der Freiwilligkeit kaum einschlägige Verbesserungen in der Tierhaltung zu erzielen seien. "So lange die gesetzlichen Standards so sind wie sie sind, wird der Wettbewerb immer auf Kosten der Tiere gehen. Bei der Initiative geht es mehr ums Image und darum, Gesetze zu verhindern, als um eine nachhaltige Verbesserung.", so Luise Mölling von Foodwatch.

 

Der Deutsche Tierschutzbund stellt in Frage, inwiefern die Kriterien tatsächlich zur Tierwohlverbesserung beitragen werden: "Im Schweinebereich ist der bunte Strauß an Einzelmaßnahmen, aus denen der Landwirt bei der Umsetzung frei wählen kann, nicht zielführend im Sinne eines für die Tiere spürbaren, nachhaltigen Tierschutzes. Eine notwendige Beratung der Landwirte, um die Umstellungen zu begleiten, fehlt völlig." so Marius Tünte, Sprecher des Deutschen Tierschutzbundes gegenüber der Badischen Zeitung.

 

Die Initiative Tierwohl, vom Namen her ähnlich klingend wie die Tierwohlinitiative des Bundes, umfasst Akteure der Landwirtschaft, der Fleischwirtschaft und des Lebensmitteleinzelhandels. Die Produkte sind in allen großen Lebensmitteleinzelhandelsketten wie LIDL, ALDI, Penny, EDEKA, Kaufland und anderen zu erwerben. Die Nachfrage seitens der Bauern zur Teilnahme am Programm sei laut Spiegel online sehr hoch und tatsächlich seien von 4600 Bauern nur knapp 2100 per Los ausgewählt worden. Eine Aufstockung der Abgabe bzw. des Fonds durch den Einzelhandel, um möglicherweise mehr Bauern am Programm teilhaben zu lassen, sei nicht geplant. Es gibt eine Warteliste, von der Landwirte nachrücken können, wenn die Gelder zur Verfügung stehen. Das Programm ist zunächst für drei Jahre angelegt.

 


zurück zur Übersicht