Neue Gentechnik in der Öko-Landwirtschaft?

Während die EU-Kommission nach wie vor darüber entscheidet, ob die neuartigen Gentechnikverfahren wie CRISPR-Cas als Gentechnik einzustufen sein, entfacht die Debatte unter den Öko-Verbänden gerade neu. Urs Niggli, Direktor des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FibL), hatte gegenüber verschiedenen Medien das Potenzial der neuen Technologien hervorgehoben. Öko-Verbände und Gentechnik-Kritiker sprechen sich vehement dagegen aus.

 

In einem in der taz erschienenen Interview betonte der vormalige Gentechnik-Gegner Niggli, dass die neuen Verfahren nicht insgesamt als Technik abzulehnen seien, sondern einzeln je nach Anwendung betrachtet werden müssten. Vor allem im Bereich Krankheitsresistenzen bei Pflanzensorten sei sinnvoller Gebrauch denkbar. Zugleich sieht er in den neuen Züchtungsverfahren eine „demokratische Methode“ der Gentechnik – nachdem die alte Gentechnik wegen ihrer enormen Kosten nur von großen Konzernen finanzierbar war.

 

Für Jan Plagge, Präsident von Bioland, ist CRISPR-Cas ein „absolutes No-Go“. Es sei eindeutig als Gentechnik einzustufen und deshalb laut Vorsorgeprinzip auch als solches zu kennzeichnen und zu behandeln. „Die Natur und auch die Kulturpflanzen stehen in zahllosen Wechselwirkungen, darin ist die Steuerung durch die Gene ein wichtiges Element“ fasst Plagge die Bedenken gegen die Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen in die Umwelt zusammen.

 

„Der Ökolandbau verfolgt eine ganzheitliche Strategie für die Ernährung der Menschen, die im Einklang mit ökologischen Prinzipien steht. Gentechnische Verfahren sind deshalb im ökologischen Landbau nicht erlaubt“, so der Verband Demeter in einer Stellungnahme. „Nach allem was wir darüber bisher wissen, sollten gentechnisch veränderte Organismen in geschlossenen Systemen verbleiben und sich nicht unkontrolliert in der Umwelt ausbreiten.“, äußert sich die Zukunftsstiftung Landwirtschaft, die sich für die ökologische Saatgutforschung einsetzt.

 

Peter Röhrig, Geschäftsführer des Bundes Ökologischer Lebensmittelwirtschaft, warnt gegenüber Deutschlandradio Kultur vor einem „naiven Fortschrittsglauben“. Von ihren großen Versprechungen habe die Gentechnik in Bezug auf die Welternährung wenige Lösungen anbieten können, die über Erhöhung des Herbizid-Einsatzes hinausgingen. Neben einer gründlichen Risikobewertung für Gesundheit und Umwelt müssten gentechnisch veränderte Organismen rückverfolgbar und rückholbar sein. Daneben sei die Wahlfreiheit von Bauern und Verbrauchern, solche Produkte vermeiden zu können, ausschlaggebend.

 


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