Runter mit der Menge, rauf mit dem Preis

Seit heute Morgen blockieren Milchbauern mit 30 Traktoren die Zufahrt zum Werk des Deutschen Milchkontors (DMK), der größten deutschen Molkerei. Am morgigen Dienstag treffen sich Vertreter des DMK zu einer außerordentlichen Vertreterversammlung. Die Bauern nutzen diesen Moment, um sich gegen die seit Mitte 2014 um 13 Cent gefallenen Auszahlungspreise für den Liter Milch zu protestieren. Sie fordern von der Molkerei ihre Marktmacht zu nutzen, die Bauern zu unterstützen und ihnen Boni für einen Produktionsstopp auszuzahlen.

 

"Die Milchbauern stecken in einem Teufelskreis. Viele reagieren auf die stark gefallenen Milchpreise, indem sie immer mehr Milch erzeugen, um noch irgendwie zahlungsfähig zu bleiben. Die weiter ansteigenden Milchmengen drücken aber die Milcherzeugerpreise für alle Betriebe noch tiefer in die Verlustzone. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, braucht es eine übergeordnete, überbetriebliche Instanz. Die Bauern sind bereit, dann mitzuziehen. Wenn nicht bald gehandelt wird, verlieren wir Tausende Milchviehbetriebe, die eigentlich gesund sind und eine gute wirtschaftliche Zukunft verdienen“, beschreibt Ottmar Ilchmann, Milchbauer aus Ostfriesland und stellvertretender AbL-Vorsitzender, die Situation.

 

In den Niederlanden hatte die größte Genossenschaftsmolkerei Friesland-Campina einen Bonus für das Absenken der Milcherzeugung den einzelnen Milchviehbetrieben ausgezahlt. Über sechs Wochen erhielten dortige Milcherzeuger je 2 Cent pro Liter gleichgebliebener oder reduzierter Milchmenge. Das sorgte dafür, dass sich etwa 60 Prozent der Milcherzeuger an dem Programm beteiligten und die produzierte Milchmenge um 35 Millionen Liter fiel. Auch EMMI, die größte Molkerei der Schweiz, kündigte an, im März und April 10 Rappen (etwa 9 Cent) Boni für Mengenreduzierung auszuzahlen. Die Maximalmenge liegt bei der Hälfte der Vorjahrsproduktion.

 

„Die Milchbauern sind bereit. Es braucht aber eine überbetriebliche Koordination, damit eine Mengenreduzierung des einzelnen nicht verpufft. Das DMK hat die Größe und die Marktmacht, hier in Deutschland voranzugehen und damit auch ein klares Zeichen in weitere europäische Länder und in Richtung Berlin und Brüssel zu setzen. Runter mit der Menge, rauf mit dem Preis!“, fasst Ilchmann die Situation auf dem deutschen Milchmarkt zusammen. Die DMK solle bei ihrer Versammlung am Dienstag Beschlüsse im Sinne der Milcherzeuger fassen. Dabei sollten auch Bund und Länder Molkereien unterstützen, dass befristete Mengenreduzierungen realistisch umsetzbar würden.

 


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