Tagung zu nachhaltiger, ressourcenschonender und tiergerechter EU-Agrarpolitk

Am Montag, 5.9.2016, fand in Berlin die Tagung „Besser heute als morgen, nur nicht von gestern: Mit visionärer Politik aus der Agrarkrise“ statt, bei der PolitikerInnen, LandwirtInnen und ExpertInnen über die notwendige Neuausrichtung der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) diskutierten. Eingeladen vom grünen Europaparlamentarier Martin Häusling wurde vielfältige Kritik an der aktuellen Ausrichtung der EU-Politik geübt.

 

Häusling kritisierte, die GAP verfehle in wachsendem Maße die Anforderungen an eine zeitgemäße Politik. „Sie vernachlässigt den Schutz von Umwelt und Ressourcen, gesellschaftliche Erwartungen und gefährdet durch ihre zunehmende agroindustrielle Ausrichtung und Exportorientierung die Existenz bäuerlicher Betriebe in und außerhalb Europas“, so der Parlamentarier. Eine umfassende politische Reform und den Umbau der Agrarförderung, die auf eine nachhaltige Ökologisierung unserer Landwirtschaft ausgerichtet ist, sei zwingend notwendig, um neue Einkommensfundamente für eine tier- und umweltschutzgerechte Erzeugung zu schaffen und regionaler Strukturen und Märkte zu stärken.

 

Romuald Schaber vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter setzte sich ebenfalls für eine deutliche Korrektur der GAP ein. Angesichts der seit Jahren anhaltenden Milchkrise sei es für die meisten Milchbauern schon längst viertel nach 12. „Ökologischere Produktionsweisen und den Erhalt der Produktion in der Fläche können wir nur mit marktsteuernden Rahmenbedingungen erhalten“, sagte der Milchviehhalter. „So wie es jetzt läuft, werden Bauern zwischen der marktorientierten Kostenreduktion und den hohen Verbraucherwünschen zerrieben.“ Der Vorsitzende des Bundes für Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein, wies auf die dramatischen Auswirkungen der hiesigen Agrarpolitik für die LandwirtInnen im globalen Süden hin: „Bauern in den Ländern der Exportmärkte zahlen oft den Preis für unsere Überproduktion. Sie werden vom Markt verdrängt.“ Dabei sorge dieses Modell nicht einmal in Europa für existenzsichernde Einkommen. Auf diese Weise seien letztlich alle Verlierer, bilanzierte er.

 

Reinhild Benning von Germanwatch wies auf das Potential der Solidarischen Landwirtschaft hin, bei der KonsumentInnen zusammen mit den ProduzentInnen für eine Agrarwende von unten eintreten - und diese konkret umsetzen. Als konkrete Maßnahme schlug die Agrarexpertin vor, analog zur Kennzeichnung von Eiern auch die Herkunft von Fleisch auf einer Skala von 1 bis 4 zu klassifizieren. Zum Abschluss bedankte sich Robert Habeck, Minister für Energiewende, Landwirtschaft und Umwelt in Schleswig-Holstein, bei den Anwesenden für die vielfältigen Anregungen zur Agrarpolitik und versprach die gemachten Vorschläge für seine politische Praxis einfließen zu lassen.

 


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