Unkrautvernichter Glyphosat in Bier nachgewiesen

Das Umweltinstitut München e.V. hat die 14 beliebtesten Biersorten auf dem Markt von einem Labor auf Rückstände des Ackergifts Glyphosat testen lassen. In allen Proben konnte das Herbizid nachgewiesen werden. Die Messwerte lagen zwischen 0,46 Mikrogramm pro Liter (µg/l) und 29,74 µg/l – die Höchstwerte lagen ein 300faches über dem zulässigen Grenzwert für Trinkwasser, der bei 0,1 µg/l liegt. Trotzdem will die EU-Kommission die Zulassung um weiter 15 Jahre verlängern.

 

Glyphosat ist das in der Welt am häufigsten eingesetzte Herbizid und steht in scharfer Kritik, da es von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“ und hormonell wirksam eingestuft wurde. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sieht hingegen keine Gefahr für die Gesundheit von Verbrauchern, wenn Glyphosat bestimmungsgemäß angewendet würde. Zivilgesellschaftliche Kritiker werfen dem BfR deshalb vor, nur industriefinanzierte Studien zu berücksichtigen, was das Institut verneint.

 

Die Bier-Studie des Umweltinstituts ist nicht die erste, die belegt, dass Pflanzenschutzmittel-Rückstände in Lebensmittel nachgewiesen werden können und über die Nahrung in den Körper gelangen. Bereits 2013 wurden in einer Studie des Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Getreide und Mehl positiv auf das Spritzgift getestet. Weiterhin wiesen Untersuchungen des Umweltbundesamtes (UBA) im Februar 2016 bei bis zu 60 Prozent der Deutschen das Pestizid im Körper nach.

 

Die Studienergebnisse veranlassten in den letzten Monaten eine Reihe von Baumärkten, darunter Obi, Toom und Hornbach, das Pflanzenschutzmittel aus dem Sortiment zu nehmen. Auch haben sich vereinzelt Städte wie Tübingen und Hamburg von dem Einsatz des Unkrautvernichters auf öffentlichen Flächen verabschiedet.

 

Im Sommer läuft die derzeitige Zulassung von Glyphosat in der Europäischen Union (EU) aus – über eine Neuzulassung wird in den nächsten Wochen verhandelt. Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Europaparlament, gibt an, dass das EU-Parlament am 7. und 8. März eine Entscheidung bezüglich der Zulassungsverlängerung des Herbizids treffen will. Seiner Ansicht nach ist mit einer Zustimmung, entgegen aller bekannten Risiken zu rechnen, die Verlängerung würde dann bis ins Jahr 2031 reichen. „Die EU-Kommission hat offenbar nicht die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger im Blick, sondern die Interessen der Agrarindustrie wie die des Herstellers des Pestizids, Monsanto“, bemängelt der Politiker. Am Donnerstag werden die Grünen einen Antrag zur Ablehnung der Wiederzulassung in den Bundestag einbringen.


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