Verbraucher vor Antibiotikaresistenzen schützen

Der heutige Weltverbrauchertag steht unter dem Motto Antibiotikaresistenzen. Aus diesem Anlass hat die Verbraucherorganisation Consumers International, zu der auch die Stiftung Warentest und die Bundesverbraucherzentrale gehören, die weltweit größten Fast Food Unternehmen aufgerufen, ihre Marktmacht zu nutzen und nur noch Fleisch aus einer Tierhaltung zu verwenden, in der nicht routinemäßig Antibiotika gegeben werden. Wegen der übermäßigen Gabe von Medikamenten, die auch in der Humanmedizin gebraucht werden, und von Reserveantibiotika sei die Befürchtung einer immer weiter steigenden Zahl von Resistenzen sehr groß.

 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichte anlässlich des G7-Gipfels im letzten Jahr Zahlen, nach denen jährlich rund 700.000 Menschen an Resistenzen sterben und warnt vor dem derzeitigen Aufbruch in ein „post-antibiotisches Zeitalter“. Die für die Behandlung von eigentlich therapierbaren Krankheiten verabreichten Antibiotika wirken dann nicht mehr. Allein in Deutschland wird die Zahl der Todesfälle auf 10.000 geschätzt. Das Gesundheitswesen sei besorgniserregend bedroht, da die Pharmaindustrie wenig in die Entwicklung neuer Antibiotika investiere.

 

Die Gabe von Antibiotika in der Tierhaltung spielt eine erhebliche Rolle bei der Ausbreitung multiresistenter Keime. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) gibt an, dass Pharmafimen jährlich über 1.450 Tonnen Antibiotika an Tierärzte ausgeben. In der Humanmedizin sind es nur rund halb so viele. In der Intensivtierhaltung werden Medikamente bei Erkrankung einzelner Tiere häufig dem ganzen Bestand verabreicht, obwohl prophylaktische Behandlung in Deutschland gesetzlich verboten ist. Einem Schwein werden durchschnittlich 3,4 Male Antibiotika verabreicht. Neun von zehn Puten sind mit Antibiotika behandelt worden, bevor sie geschlachtet werden.

 

Der Bundesrat fordert von der Bundesregierung strengere Regeln beim Einsatz von Reserveantibiotika und auch die letztjährige Frühjahrskonferenz der Agrarminister forderte „schnellstmöglich“ eine Liste von besonders kritischen Antibiotika vorzulegen, die nicht oder nur unter strikten Auflagen in der Veterinärmedizin verwendet werden dürfen. Als noch nicht weitreichend genug befinden zivilgesellschaftliche Verbände, diese Forderungen. Langfristig könne nur eine Unterstützung der Bauern beim Systemwechsel in der Tierzucht und der Tierhaltung zu weniger Antibiotika-Einsatz im Stall führen.

 


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