Weg von der Gießkannenförderung: NABU schlägt neues Modell für EU-Agrarförderung vor

Angesichts der anhaltend schlechten Umweltbilanz der EU-Landwirtschaftspolitik fordert der Naturschutzbund (NABU) drastische Änderungen bei der künftigen Agrarförderung. Dabei stützt sich die Organisation auf eine jüngst erschienene Studie des Instituts für Agrarökologie und Biodiversität (IFAB). Diese berechnet erstmals anhand eines konkreten Modells, wie die Agrarsubventionen in Zukunft so verteilt werden können, dass Landwirte und Umwelt gleichermaßen profitieren.

 

Das entworfene Modell sieht vor, statt wie bisher bedingungslos und pauschal Direktzahlungen an die Landwirtschaftsbetriebe auszugeben, diese durch neue, an konkrete Nachhaltigkeitskritierien geknüpfte Prämien zu ersetzen. Zusammen mit gezielten Zahlungen für bestimmte Umweltleistungen und -maßnahmen würde dies zu einem ökonomisch attraktiven Anreiz für die Landwirte führen, der weit über den Ausgleich von Einkommensverlusten hinausgeht. Bei gleich bleibender Fördersumme könnten drei Viertel der deutschen Agrarfläche besonders naturverträglich bewirtschaftet werden und gleichzeitig die Einkommen der teilnehmenden Betriebe steigen.

Insgesamt will der NABU mit dem Vorschlag die aktuelle ineffiziente „Gießkannenförderung“ durch Prämien für nachhaltiges Wirtschaften und Naturschutzleistungen ersetzen. Die hohen gesellschaftlichen Kosten, die zur Behebung der Schäden an Boden, Wasser und Natur entstehen, würden so wegfallen – und so auch die Doppelbelastung der SteuerzahlerInnen entfallen, so NABU-Präsident, Olaf Tschimpke.

 

Zugleich liefert der NABU mit dem Modell eine Antwort auf das derzeitige Höfesterben, die Klima- und Naturschutzzielen gerecht wird. Betriebe, die in Zukunft mindestens 10% ihres Ackerlandes oder 20% ihres Grünlandes als ökologisch hochwertige Flächen bewirtschaften, wären finanziell mindestens gleichwertig oder sogar besser gestellt als bisher. Der Autor der Studie, Rainer Oppermann betont: „ Es ist wichtig, dass weiterhin EU-Gelder bei Bauern und Waldbesitzern ankommen. Diese Gelder müssen aber denjenigen unter ihnen zu Gute kommen, die wirklich Mehrwert für die Gesellschaft erbringen, und zwar über die gesetzlichen Verpflichtungen hinaus.“ Betriebe, die nur die Mindeststandards der Umweltgesetze einhalten wollen, könnten dies auch weiterhin tun – erhalten dann aber kein Geld mehr von SteuerzahlerInnen.


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