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"Für ein solidarisches und nachhaltiges Europa, auch in der Landwirtschaft!"

Seit einigen Monaten weht ein frischer Wind im Büro von Meine Landwirtschaft. Saskia Richartz hat im Sommer die Leitung der Kampagne übernommen, die regelmäßig unter dem Slogan „Wir haben es satt!“ mit politischen Aktionen für den Umbau der Landwirtschaft eintritt. Jochen Fritz, der seit der Gründung der Kampagne vor acht Jahren die Bewegung voran gebracht hat, widmet sich fortan verstärkt seinem Nebenerwerbsbetrieb und baut zugleich die Regionalwert AG Berlin-Brandenburg auf. Hier stellt sich die neue Leiterin vor:

Seit August leite ich das Kampagnenteam von Wir haben es satt! und unterstütze durch Koordination und Planung die Arbeit unseres breiten Bündnisses aus Landwirtschaft und Zivilgesellschaft. Aktuell stecken wir mitten in den Vorbereitungen für die Wir haben es satt! Demo am 19. Januar. In Brüssel, Berlin und den anderen europäischen Hauptstädten stehen wichtige Entscheidungen über die Zukunft Europas und die EU Agrarpolitik an. Das versetzt uns unter Handlungsdruck, ist aber auch der Kern meiner Motivation für den Umzug von Brüssel nach Berlin.

Aus Brüssel bringe ich rund 16 Jahre Erfahrung in der außerparlamentarischen politischen Arbeit mit. Dort habe ich für Greenpeace – und natürlich auch immer in Bündnissen mit vielen anderen Organisationen – zivilgesellschaftlichen Druck auf die EU-Politik aufgebaut und für politische Veränderungen gesorgt. Wir haben unter anderem den EU-Meeresschutz gestärkt und für ein nachhaltiges Fischereimanagement gekämpft. Das klingt erst einmal nicht allzu nah am Alltag eines landwirtschaftlichen Betriebs oder im Wir haben es satt! Demo-Büro. Aber tatsächlich ähneln sich die politischen Rahmenbedingungen, Subventionsvorgaben und natürlich auch die Kämpfe für den Umbau der Fischerei und der Landwirtschaft stärker als man denkt.

Das Modell der exportorientierten und investitionsintensiven Massenproduktion ‒ oft zu Billigpreisen und verbunden mit schlechten Arbeitsbedingungen ‒ ist weder sozial- noch umweltpolitisch zukunftsfähig. Mittelfristig ist dieses Modell auch nicht wirtschaftlich. Dagegen ist das kleinteiligere, familiengestützte, regionale Wirtschaften nachhaltig, wirtschaftlich robuster und anpassungsfähiger. Kurz: Ob Fischer oder Bauer – der Raubbau an den Ressourcen ist mittelfristig nicht rentabel, das Aufrüsten mit Motoren und Traktoren, Chemie und Produktionsoptimierung ist es auch nicht.

Ich kenne europaweit keine andere Kampagne, die so breit aufgestellt ist und so erfolgreich für einen Kurswechsel in der Ernährungs- und Agrarpolitik kämpft, wie das Wir haben es satt!-Bündnis. Bei den laufenden Agrarreformen entscheidet die Bundesregierung nun maßgeblich mit, welche Art der Landwirtschaft Jahr für Jahr mit rund 60 Milliarden Euro unterstützt wird. Natürlich bin ich da auf der Straße und protestiere für eine ökologischere, bäuerliche und tiergerechte Landwirtschaft, für konsequenten Klimaschutz und gegen Ausbeutung und Ausgrenzung. Ich trete ein für ein solidarisches und nachhaltiges Europa, auch in der Landwirtschaft!