Für eine starke Agrarwende-Bewegung

Ein Jahresend-Gruß vom Wir haben es satt!-Bündnis

Eine breite Bewegung lebt von den vielen Menschen, die in ihr aktiv sind. So auch unsere Wir haben es satt!-Bewegung. Seit über 10 Jahren kämpfen wir für den Erhalt der Höfe, für mehr Tier- und Klimaschutz und für gutes Essen für alle. Kurzum: Für eine bessere Agrar- und Ernährungspolitik. Neben dem politischen Engagement auf der Straße sind es vor allem die vielen Bäuerinnen und Bauern, die Imkerinnen, Köche, Bäckerinnen und viele mehr, die unsere Bewegung voranbringen. Denn sie ackern tagtäglich dafür, dass gut hergestelltes, leckeres Essen auf möglichst vielen Tellern landet.

Zwei von ihnen sind Jan Wendel und Katrin Bremer vom Hof Överdiek. Die beiden haben es gewagt. Vor zwei Jahren zogen sie auf einen alten Resthof bei Eckernförde in Schleswig-Holstein und gründeten eine Solidarische Landwirtschaft (Solawi). Viel Hirnschmalz und unzählige Arbeitsstunden haben sie seither investiert, damit der Hof in Groß Wittensee der jungen Familie eine tragfähige wirtschaftliche Basis bietet.

„Ohne das Wissen, dass die Solidarische Landwirtschaft auf vielen Höfen in Deutschland und weltweit funktioniert, hätten wir den Schritt in die Selbständigkeit wohl nie gewagt“, sagt Jan heute. Das Konzept Solawi ist so simpel wie genial: Der Hof vergibt eine bestimmte Zahl von Ernte-Anteilen an die Mitglieder. Die wiederum tragen mit einem festen monatlichen Beitrag die Kosten der landwirtschaftlichen Produktion. Im Gegenzug erhalten sie von der Tomate bis zur Pastinake sämtliche Erzeugnisse. Eine Win-Win-Situation: Katrin und Jan haben ein sicheres Einkommen und die Solawist*innen wissen ganz genau, wo ihr Essen herkommt. Das Prinzip erlaubt zudem eine klimaschonende Bewirtschaftung und aufwändigere Naturschutzmaßnahmen, die auf anderen Betrieben nicht bezahlt werden.

Der Zuspruch der Menschen sei von Anfang an überwältigend gewesen. „Wir haben immer wieder neue Interessierte, die wir momentan auf unsere Warteliste setzen müssen“, erzählt Jan. Derzeit versorgt der Hof um die 250 Menschen aus der Region mit leckerem saisonalem Gemüse. Einmal die Woche ist Erntetag. Jan und Katrin entscheiden dann, was reif ist und an die Verteilstellen geliefert wird, wo sich die Mitglieder ihren Anteil abholen. Dank der direkten Beziehung zum Hof Överdiek wissen sie, was wann in der Region wächst und sind gefordert damit kreativ zu kochen.

„Das frische Gemüse kommt oft noch am Tag der Ernte zu 100% ohne Verpackungsmaterial bei den Mitgliedern an,“ schildert Jan. „Es wird wirklich alles gegessen, nichts wird weggeworfen – das finden wir einfach toll!“ Gurkenschwemme – also in kurzer Zeit richtig viele reife Gurken – bedeutet woanders im Zweifelsfall, dass überschüssiges Erntegut an die Tiere verfüttert oder sogar untergepflügt wird. Beim Hof Överdiek kommt das nicht vor. Dort wird dann einfach mehr an die Solawist*innen verteilt.

Ein weiterer Vorteil: In der Solidarischen Landwirtschaft teilt man sich nicht nur die Lebensmittel, sondern auch das Risiko. Wenn es wegen Extremwetter oder Schädlingsbefall mal keine gute Ernte gibt, landet halt weniger in der Verteilstelle. Der Hof Överdiek hatte in den ersten beiden Jahren seines Bestehens mit Klimaextremem zu kämpfen. Zuerst gab es eine extreme Trockenheit im Frühjahr, im Jahr darauf war es dann furchtbar nass und kalt. Dennoch lassen sich die beiden Gemüse-Bäuer*innen von diesen Widrigkeiten den Spaß an ihrer Arbeit nicht verderben und hoffen, dass sie im nächsten Jahr von derartigen Klimaextremen verschont werden.

Der Hof Överdieck bildet im Kleinen ab, was das Wir haben es satt!-Bündnis auf politischer Ebene ist. Nämlich ein solidarisches und funktionierendes Zusammenwirken einer Gemeinschaft aus Landwirt*innen und Konsument*innen, die zusammen Klima und Umwelt schützen und dabei die regionale Wertschöpfungskette stärken.

Für gute Landwirtschaft und gutes Essen ackern Jan und Katrin und die vielen anderen Menschen aus der Agrarwende-Bewegung tagein und tagaus. Und wenn keine Pandemie ist, dann sind auch sie mit dem Trecker am Brandenburger Tor dabei. In Berlin, Brüssel oder Koblenz – seit über einem Jahrzehnt machen wir gemeinsam im politischen Diskurs klar: „Wachse oder Weiche“ hat ausgedient. Stattdessen brauchen wir eine Agrarpolitk, die die Vielfalt der Höfe erhält, bessere Tierhaltung unterstützt und den ländlichen Raum lebendig hält.

In all diesen Jahren ist die Agrarwende-Bewegung zu einer lauten und breit wahrgenommenen Stimme in unserer Gesellschaft geworden. Und seitdem hat sich die Anzahl der Betriebe, die nach dem Solawi-Prinzip wirtschaften, mehr als verzehnfacht. Das macht richtig Mut! Denn das zeigt: Es geht voran!

Der Hof Överdiek ist ein Beispiel von vielen, das uns im Wir haben es satt!-Büro zeigt, dass wir dranbleiben müssen. Denn egal ob mit Aktionen und Öffentlichkeitsarbeit oder beim Ackern auf dem Feld: Wichtig ist, dass wir – Landwirtschaft und Gesellschaft – an einem Strang ziehen.

Eins ist klar: Damit es jetzt wirklich einen Neustart in der Agrarpolitik gibt, müssen wir den politischen Druck aufrechthalten. Druck für eine Politik, die die Vielfalt der Höfe sichert und noch mehr Solawis entstehen lässt. Wir brauchen echten Support für eine bäuerliche Landwirtschaft, die im Einklang mit Insekten und Tieren wirtschaftet. Und die industriehörige Agrar- und Ernährungspolitik muss jetzt endlich vorbei sein. Dafür braucht die Agrarwende-Bewegung eure Unterstützung.

Jeder Beitrag – ob 10, 50 Euro oder mehr – macht unsere Bewegung stärker und durchsetzungsfähiger. Alle Spenden können übrigens von der Steuer abgesetzt werden.

Spenden

Wir wünschen euch einen entspannten Jahresausklang und sagen Danke für die Unterstützung!

Viele Grüße
das Wir haben es satt!-Bündnis


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