Handel und Molkereien haben den Milchpreis erneut gesenkt

Die Preise für Milch, Butter und Sahne sind weiter gefallen. Aldi und Norma senkten die Preise für einen Liter frische Vollmilch von 59 auf 46 Cent. Aldi Nord begründet die Aktion mit dem Überangebot auf dem weltweiten Milchmarkt. Die Molkereien hätten die Milch billiger angeboten, und es gehöre zu den Grundsätzen der Preispolitik des Unternehmens, günstigere Einkaufspreise an die Verbraucher weiterzugeben. Aldi zieht sich mit dieser Begründung aus der Verantwortung bei den Preisverhandlungen mit den Molkereien Stellung beziehen zu können.

 

Zweimal im Jahr kommen die Molkereien und der Handel zu Verhandlungen zusammen um den Milchpreis für die kommenden Monate zu ermitteln. Die verhandelten Preise werden nicht veröffentlicht. Lagen die Erzeugerpreise im Februar noch bei 28 Cent, so ist bei aktuellen Verbraucherpreissenkungen um fast 25% davon auszugehen, dass die Erzeugerpreise den Rekordtiefwert von 2009 mit 22,68 Cent nahezu erreichen werden. Laut Agrarmarkt Informations – Gesellschaft (AMI) ist, aufgrund der unausgewogenen Angebots-Nachfrage-Situation, nicht absehbar, dass der Milchpreis sich in nächster Zeit wieder stabilisieren wird. Laut Agrarheute war die Milchanlieferungsmenge Deutschlands, nach Angaben der EU-Kommission, von Januar bis Februar 2016 rund 7,8 % größer als im Vorjahr.

 

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) wirft der mit Abstand größten deutschen Molkereigenossenschaft Deutsches Milchkontor (DMK) unverantwortliches Handeln vor: „Wir haben das DMK wiederholt aufgefordert, vor den Kontraktverhandlungen mit den Handelsketten Maßnahmen zur Drosselung der Milchmenge einzuführen. Das hat die größte deutsche Molkerei strikt abgelehnt“, so Ottmar Ilchmann, stellvertretender Vorsitzender der AbL. Die Arbeitsgemeinschaft fordert schon seit längerem, dass Molkereien, nach dem Vorbild von FrieslandCampina oder der Gmundener Molkerei einen Bonus für Mengenvernunft einführen sollten. Damit erhielten Milchbauern, die auf eine Ausdehnung ihrer Milchmenge verzichten, einen höheren Milchpreis als diejenigen, die ohne Rücksicht auf den Gesamtmarkt und die anderen Betriebe ihre Milchmenge immer noch steigern.

 

Die Preisbewegungen in der Vergangenheit haben gezeigt, dass sich viele Wettbewerber den Vorgaben vom marktführenden Discounter anpassen. Aufgrund des Überangebots dreht sich die Preisspirale somit weiter nach unten, da sich nur wenige Akteure der Preisbildung am Milchmarkt in der Verantwortung sehen hieran etwas zu ändern. „Es gibt mehrere Molkereien, die zu mengenbegrenzenden Maßnahmen bereit sind, wenn andere und ganz besonders auch das DMK mitziehen“, berichtet Ilchmann. Bund und Länder sollten ihre Möglichkeiten nutzen, um ihrerseits die Molkereien zur Mengenvernunft zu bewegen, fordert die AbL. Erst vor wenigen Wochen hatten Bauern auf zahlreichen Protestaktionen gegen die Niedrigpreise im Handel demonstriert.

 


zurück zur Übersicht